Mittwoch, 26. September 2012

Sweet Home

Heute vor drei Wochen bin ich nach Albanien geflogen. Und in einer Woche bin ich schon einen ganzen Monat hier! Die Zeit vergeht schnell, obwohl ich das Gefühl habe, hier schon mindestens 3 Monate zu leben.
ADRA Gelände
In diesen drei Wochen sind wir zwei ADRA Freiwillige schon 2 mal umgezogen. Da die Vermieterin des Hauses indem wir jetzt noch wohnen im Urlaub war, haben wir übergangsweise eine Woche lang auf dem ADRA Gelände gewohnt. Dieses Gelände lag etwas abseits von der Innenstadt und musste ständig bewacht werden. Uns wurde gesagt, dass wir uns im dunkeln lieber nicht mehr ausserhalb des Tores aufhalten sollten. Wir sind jeden Morgen und Abend mehr als eine halbe Stunde zum ADRA Büro hin und wieder zurück gelaufen. Anstrengend war der Rückweg, da wir in der Stadt noch Essen kaufen mussten, dieses dann mitgeschleppt haben und die Sonne nach 17:00 Uhr immer noch sehr heiß schien. Das schlimmste war, dass wir dort kein Internet hatten. Draußen im Gelände hatten wir zwar eine Internetverbindung, die aber nur kurz funktionierte und sehr schwach war. Also freuten wir uns endlich auf die neue Wohnung und hofften, dass diese viel besser werden würde...
Nun war endlich der Tag gekommen, an dem wir unsere Sachen packen und aufbrechen konnten um in unsere neue Wohnung einzuziehen. Obwohl wir uns gesagt hatten, dass wir nicht das Beste erwarten sollten, hatten wir doch unsere Vorstellungen höher angesetzt. Nun standen wir in unserem neuen Apartment... 


Unser Flur (Es war schon dunkel)
Wie soll ich es beschreiben? =D Wir haben im Grunde zwei kleine Häuser. Wenn man durch das hohe Metalltor geht (unsere Einganstür) steht man im "Flur". Es sollte ein Flur sein, ist es aber nicht. Es ist eher ein kleiner Hof oder vielleicht ein Flur ohne Dach. =D Der erste Raum ist das WC. Und in diesem Raum ist wirklich nur die Toilette drinne. Außerhalb steht dann auf dem "Flur" also das Waschbecken und darüber ein Spiegel. Ich putze meine Zähne also immer im Freien. =) Geht man dann weiter kommt da die Küche. Die Küche ist wirklich nett, nur das wir dort noch kein Herd drinne haben, also nicht kochen können. Die Dusche war dann auch gleich neben der Küche; direkt neben den Schränken ist eine gläserne Tür und hinter dieser Tür befindet sich ein Raum, der als ganzes eine Dusche ergibt. Raus aus der Küche, wieder im "Flur" geht man in das zweite Haus. In diesem befindet sich dann das Büro und unsere Schlafzimmer.


Hinter dieser Mauer lebt der Hahn..
Wir saßen sprachlos auf unserem Bett... Ich dachte nur, ich möchte eine ganz normale Wohnung in der ich nicht draußen durchlaufen muss, um auf Toilette zu gehen oder nass zu sein bevor ich die Dusche überhaupt erreicht habe. Im Winter kann es in Albanien echt kalt werden und die Wände sind nicht isoliert, es ist ein echt altes Gebäude. Unsere Vermieterin hat sich zwar Mühe gemacht und alles neu gestrichen und gut eingerichtet, trotzdem half das nicht viel. Wir haben versucht positiv zu denken aber als dann nach den ersten Nächten auch noch anfingen Hühner mitten in der Nacht zu gackern, Hunde zu bellen und bei dem Hahn unseres Nachbarn die Sonne schon um 2 Uhr Nachts schien aufzugehen, war ich mir sicher, dass ich hier nicht für 11 Monate leben möchte. Nachdem wir mit unserer Leiterin gesprochen hatten und unsere Kollegin für uns paar Wohnungen herausgesucht hatte, fanden wir schon am ersten Tag der Suche unsere gute Wohnung! Da unsere Leiterin noch auf Reise ist und paar Dinge geklärt werden müssen, können wir erst am 30. September in die neue Wohnung einziehen, wir freuen uns aber schon sehr!! Vor allem weil die Wohnung nun auch in der Nähe unserer Arbeit ist! Es gibt noch so viele Sachen die ich berichten könnte. Aber das reicht erstmal! =)

Mittwoch, 12. September 2012

Wer sagt Albanien ist langweilig?

Als ich mich bei der Hilfsorganisation ADRA bewarb, wollte ich unbedingt nach Argentinien. Die Länder wurden uns am Infotag vor etwa einem Jahr vorgestellt. Darunter auch Albanien, ein neues Projekt. Ich weiß noch wie ich dachte, nein bloß nicht nach Albanien, dass ist doch nicht so spannend wie zum Beispiel Argentinien, Mexiko oder Costa Rica. Was soll man da schon machen?
Nun, ich bin jetzt eine Woche in Albanien und in dieser Woche habe ich mehr Eindrücke bekommen, als in meiner ganzen Lebenslaufbahn zuvor (vielleicht ein bisschen übertrieben aber so fühlt es sich Momentan einfach an).
Ich möchte erstmal nur ein paar Punkte nennen andere Folgen dann später. =)

Die albanische Sprache klingt sehr interessant. Zwischen den einzelnen Worten machen sie keine richtigen Pausen, wenn ich sie reden höre ist es so, als wenn sie den Satz in einem ganz langen Wort sagen würden. Ein paar Wörter habe ich schon gelernt:
Po = Ja
Jo = Nein
Faleminderit = Danke
Mirupafshim = Auf Wiedersehen
Shendet = Gesundheit
mire = gut

Das Auto scheint hier das beliebteste Beförderungsmittel zu sein. Obwohl die Spritpreise hier sogar etwas teurer sein können als in Deutschland, fahren die Menschen sehr viel mit Autos. Die beliebteste Marke scheint hier Mercedes zu sein. Der Unterschied der Autos die hier fahren, ist enorm. Von absoluter „Schrottkarre“ bis zum Luxusauto ist alles auf den Straßen zu sehen. Ich bin echt froh, dass ich hier kein Auto fahren muss! Es gibt kaum Regeln. Schilder scheinen nur als Dekoration zu stehen. Unsere Leiterin hat uns erklärt, dass wenn die Leute sich hier an die Ampeln halten würden, ein totales Chaos entstehen würde, da diese nicht passend zueinander schalten. Hier wird viel gehupt, der Blinker nicht angemacht und auf dreispurigen Straßen entstehen dann öfter mal vier Spuren, falls die Autos überhaupt in einer Reihe stehen. =) Ich wunder mich, dass ich bis jetzt noch nicht gesehen habe, wie die Autos zusammengekracht sind. Es herrscht einfach ein geregelter Chaos. Aber das, ist genau das was ich hier so spannend finde!

Das Zentrum hat sehr viele kleine und große Geschäfte. Hier kann man wirklich gut shoppen gehen. Man sieht eine Bar nach der anderen und auch viele echt schöne, moderne Kaffees. Es gibt sogar ein Rossmann in der Stadt, mit den gleichen Artikeln und Preisen wie bei uns in Deutschland. Allgemein sind Deutsche Waren bei den Albanern beliebt, so haben wir zum Beispiel schon „Deutsch Colour“ hier gesehen. Gezahlt wir hier in Leke. 140 Leke sind etwa 1 €.

Der Kontrast zwischen Arm und Reich ist hier echt Wahnsinn. Es ist alles so zusammengewürfelt, dass in einer Ecke ein schönes, modernes und riesiges Gebäude steht und gleich daneben eine totale Ruine. Die gigantischsten Gebäude sind hier vor allem Banken!
Autos, Menschen und Gebäude, ich glaube nirgendwo, liegt der deutlichste Kontrast so nah beieinander wie hier in Albanien.

Montag, 3. September 2012

Ich packe in meinen Koffer einen Stuhl und eine Lampe...

Damals dachte ich: "Ach ich habe noch so lange Zeit.."
Bald waren es nur noch:
drei Monate,
zwei Monate, 
ein Monat,
drei Wochen,
eine Woche
und jetzt? Nur noch zwei Tage...

Ich bin gerade dabei meine Sachen zu packen und zu überlegen was wohl alles für mich "Lebensnotwendig" sei. Dabei ist mir aufgefallen, dass vieles was ich so gerne einpacken würde, so ganz und gar nicht Notwendig ist. Diese Dinge sollen einfach nur als Erinnerung oder als eine Art Heimatgefühl dienen. Aber an diesem kann ich nicht hängen bleiben. Mein Koffer darf nur 23 Kilo wiegen, wobei er an sich schon 6,9 Kilo wiegt! Also muss ich nochmal genau schauen, was mir wirklich wichtig ist und worauf ich gut verzichten kann.
Ich freue mich schon sehr auf die Zeit in Albanien und bin gespannt darauf was mich dort wohl erwarten wird! 
Der Abschied von meiner Familie, Freund und Freunden wird mir sehr schwer fallen. Denn die Vorstellung, dass diese Menschen die mich kennen und lieben plötzlich für längere Zeit nicht da sein werden lässt mich als einziges nachdenken, ob das wirklich eine gute Entscheidung war so einen Schritt zu gehen. Aber dann wird mir wieder klar, dass es bestimmt das erfahrungsreichste Jahr meines Lebens wird!  Ich denke wenn ich es nicht wagen würde,  dann würde ich es auch später bereuen. Wenn ich den Mut nie gehabt hätte, aus meinem bekannten Umfeld herauszugehen und eine neue Welt mit neuen Menschen und neuer Kultur zu begegnen. 
Dieses Jahr wird bestimmt Höhen und Tiefen haben aber ich weiß, dass die Höhen die Tiefen immer übertrumpfen werden. 
Ich danke Gott, dass er meinen Weg so gemacht hat und ich glaube daran, dass er mich durch das Jahr hindurch begleiten wird.